Rundbrief Ostern 2011



Liebe Freunde nah und fern,

die lange Passionszeit liegt hinter uns. Für etliche unter uns war sie mit Fasten und Neubesinnung verbunden. Dabei spürten wir, wie sehr wir täglich mit dem Tod konfrontiert werden, sowohl im Familien- oder Freundeskreise, als auch in Kranken- und Pflegeheimen. Hinzu kamen unvorstellbare Katastrophen, wie die Ereignisse in Japan.

Bei uns im Kinderheim Malaika waren wir betroffen vom Tod unseres Kindes William. Endlich hatten wir eine gute Behinderteneinrichtung für unsere drei Jungens während der Schulzeit gefunden, da erkrankte William, fiel ins Koma und starb. Unter großer Anteilnahme wurde er im Hof seines alten Großvaters beerdigt.

Die Karwoche mit ihren Veranstaltungen bis zu den Ostergottesdiensten waren für viele von uns eine Quelle der Kraft. Die Botschaft in der Osternacht und beim Auferstehungsgottesdienst in der Frühe gibt uns die Zuversicht im Angesicht des Todes, dass Jesus dem Tod die Macht genommen hat.

In Anbetracht der Not um uns herum und in uns selbst braucht es eine Kultur der Aufmerksamkeit den Mitmenschen gegenüber, die wir vielleicht wieder neu entdecken müssen. Innehalten ist schwer, auf sich selbst zu schauen ein Appell, der nicht leicht einzulösen ist. Die eigene Bedürftigkeit zu formulieren und Hilfe anzunehmen fällt nicht immer leicht. Aber hier liegt die Quelle der Menschlichkeit mit der Einsicht, dass wir aufeinander angewiesen sind und aufgenommen sein dürfen in solidarischen Beziehungen, Freundschaften und Großfamilien wie in Malaika.

Wenn ich die Erfahrung machen darf, dass jemand an mich denkt, sich in mich hineinversetzt und mitfühlt und ich ihm nicht egal bin, dann weckt das in mir ungeheuer viel neue Lebensfreude und Lebenskraft, ja wirklich spürbare Energie. Viel Kraft und Energie haben wir in Malaika immer wieder aufgewendet, um Spuren in die Vergangenheit eines Kindes zu legen. Besonders bei den ehemaligen Straßenkindern erwies es sich als schwierig.

Flagge von Kenia Eines Tages kam Martha zu uns ins Malaika Children´s Home. Man fand sie in einer Unterkunft aus Karton gebastelt inmitten anderer Straßenkinder und brachte sie zum Kinder- und Jugendamt. Der Leiter und Mitarbeiter klopften bei uns an. Wir nahmen sie auf. Martha war noch keine fünf Jahre alt. Nach dem Aidstod des Vaters und der darauffolgenden Krise in der Familie, Erbstreitigkeiten mit der Mutter, die aus einem anderen Volk stammte, wirtschaftliche und soziale Probleme führten dazu, dass Martha mit einem älteren Teenager aus ihrer Wohngegend ausgerückt war. Inzwischen waren es viele Wunden, die in der kleinen Seele Heilung brauchten. Unsere Hausmutter, Schwester, Sozialarbeiterin und die Malaika Kinder bemühten sich um Martha. Bis sie wieder fröhlich lachen konnte brauchte es viele Tränen, Zeit und Liebe.

Inzwischen bemühte sich Lukas mit seinen Mitarbeitern unter Mithilfe des Bürgermeisters und der örtlichen Polizei mit Nachforschungen, um die Spur zurück verfolgen zu können. Nach knapp drei Jahren kam ein Zufall zu Hilfe, und nun geschah das Unglaubliche: Als unsere Malaika Delegation mit Martha auf dem schmalen Fußweg in das Gehöft kamen, begann ein großes Geschrei. Wiedersehensfreude ohne Ende. In der Mitte des Hofes war ein kleiner Hügel mit einem Kreuz, darauf geschrieben stand: Martha.

Der Mutter war nach dem Verschwinden ihres Kindes fast das Herz gebrochen und nach 2 Jahren erfolglosen Suchens, haben sie zusammen mit dem Pfarrer und der Gemeinde, diesen Grabhügel als Ort des Gedenkens geschaffen. Die ganze Nachbarschaft, die Menschen der umliegenden Streusiedlungen versammelten sich im Nu. Dazu kam die Gemeinde mit ihrem Pfarrer singend und tanzend in den Hof. Es wurde drei Tage Auferstehung gefeiert. „Mwokozi amefufuka, ametoka kaburini. Der Retter ist auferstanden, er hat das Grab verlassen“ erklang das Osterlied mit Trommeln und Rasseln begleitet.

Auferstehung in ein neues Leben. So könnte man die Geschichte vieler unserer Kinder beschreiben, jedes hat seine eigene. Jede macht uns betroffen, geht uns ans Herz. Und es sind viele Schritte notwendig, dass Leben gelingen darf. Oft ist es nicht die Gerade als kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten, wie in der Mathematik, oft braucht es die Umwege, oder Irrwege um das Ziel zu erreichen. Manchmal denke ich, Gott sei Dank, dass „Gott auch auf krummen Linien gerade schreiben kann.“

Karte Kenia

Am 15. April war unsere Jahreshauptversammlung in Ottenhöfen. Wir beschlossen u.a. die Malaika Community Clinic auszurüsten. Wir suchen noch einen Container für medizinische Geräte, die gespendet werden. Eine Photovoltaik soll installiert werden, um durchgehend Strom garantieren zu können. Ebenso werden noch 2 qualifizierte Krankenschwestern vor Ort gesucht.

Die Schule wird weiter auf- und ausgebaut. Die Klassen 1-4 sind fertig. Die Klassen 5-6 beginnen demnächst. Der Bedarf für die Inneneinrichtung wird gerade ermittelt. Es geht um Schulbänke, Schränke, Tische, Lehrerzimmer, Bibliothek, Schulmaterial und Computer.

AMREF - (African Medical Research Foundation – Afrikanische Stiftung für Gesundheit und Forschung) – wurde auf uns aufmerksam. AMREF ist eine Nichtregierungsorganisation, die das Ziel verfolgt, einen flächendeckenden Basisgesundheitsdienst in Ostafrika mit einheimischen Fachkräften aufzubauen. Diese Organisation hatte das Projekt „Fischteich“ bei uns gestartet und finanziert. Mit Oberflächenwasser von den Dächern hauptsächlich bei Gewittern wird das Fischbecken gespeist. Inzwischen tummeln sich hunderte von Fischen und Malaika veranstaltete kürzlich ein „Fischerfest“.

Das Projekt wurde wegen dem erfolgreichen Ergebnis prämiert. Die Umsetzung der Investitionen 1:1 mit den entsprechenden Nachweisen wurde besonders belobigt, ebenso die gute Pflege als vorbildhaft betitelt. Das freut uns, ruft aber auch etliche Neider auf den Plan, denen solch ein Projekt vorgeführt wird und die nicht dieser Sorgfalt entsprochen haben. Damit können wir leben. Ein Projekt „Greenhouse“ mit Gemüse und Tomaten Anbau nebst zweier hochwertiger Milchkühe wurde uns zugesagt. Ebenso könnte später auch die Malaika Clinic von diesem Programm profitieren. Wir arbeiten daran. ASANTE – DANK für jede Spende, die uns ermutigt weiter zu gehen, Dank den Spendern, die bei der Versorgung unserer Kinder und Jugendlichen mit Unterkunft, Nahrung, Kleidung, Medizin, Betreuung, Schul- & Berufsausbildung helfen.

Asuna ist von ihrem Projekteinsatz gut zurück gekehrt und wird wieder zum Sommer erneut starten. Ich selbst werde mit einer Gruppe von 20 Teilnehmer in den großen Schulferien in Kenia unterwegs sein mit Schwerpunkt Malaika Children´s Home.

Merembe – Schalom – Salaam

Herzliche Grüsse
Willy + Asuna Schneider